Umgang mit psychischer Beeinträchtigung am Arbeitsplatz
Psychische Belastungen in der Arbeitswelt sind eine Realität, mit der auch Arbeitgeber und Führungskräfte konfrontiert sind. Lesen Sie hier, wie Sie mehr Sicherheit und Orientierung im Umgang mit Mitarbeitenden mit einer psychischen Beeinträchtigung gewinnen.
Der Schutz der Psyche lohnt sich
Wenn Sie eine Vorgesetztenfunktion ausüben, führen Sie wahrscheinlich auch Mitarbeitende, die schon einmal eine psychische Belastung durchlebt haben und wieder gesund wurden. Solche Mitarbeitenden finden sich in verschiedenen Teams und Funktionen, bis hin zur Geschäftsleitung und zum Verwaltungsrat.
Trotz ihrer Häufigkeit sind psychische Erkrankungen noch immer tabu und lösen Ängste aus. Deshalb werden Erkrankungen oft verschwiegen und haben lange Absenzen und hohe Fluktuationskosten zur Folge.
Unternehmen, die einen offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen pflegen, stärken sowohl betroffene Personen als auch die eigene Betriebskultur und damit die Attraktivität als Arbeitgebende.
Gesundheitsfördernde Betriebskultur
Menschen können psychisch belastet und trotzdem voll arbeitsfähig sein. Oder sie sind beeinträchtigt und die Arbeit leidet. Damit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in der Arbeitswelt verbleiben können, können Arbeitgebende zum einen Massnahmen umsetzen, welche die betroffene Person direkt unterstützen:
- individueller Support
- Unterstützung am Arbeitsplatz
- Weiterbildungen
Zum anderen kann mit der Gestaltung von Arbeitsprozessen, Arbeitsplatz, Wertehaltung und Betriebskultur am Arbeitsumfeld angesetzt werden.
Die vier wichtigsten Aspekte für eine gesundheitsfördernde Betriebskultur sind Vertrauen, Ehrlichkeit, Toleranz und Fairness. Sind diese vier Werte stark ausgeprägt, erkranken Mitarbeitende nicht nur weniger häufig und verzeichnen weniger Abwesenheitstage, sie sind auch effizienter und erfolgreicher.*
Die nachfolgenden sechs Bereiche aus dem Arbeitsumfeld beeinflussen die Betriebskultur und sind für die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden relevant. Je besser diese sechs Bereiche zusammenspielen, gelingt es Unternehmen ihren Mitarbeitenden mit einer psychischen Beeinträchtigung chancengerecht zu begegnen.
* (Quelle: Programm Guarding Minds aus Kanada)
Die Unternehmensleitung trägt mit ihrer Vorbildfunktion eine grosse Verantwortung und prägt mit ihrem Handeln und ihrer Kommunikation die Kultur des Unternehmens. Ist ihr Commitment zur Gleichbehandlung von Mitarbeitenden mit psychischen Beeinträchtigungen sicht- und spürbar, trägt dies wesentlich zur beruflichen Inklusion dieser Mitarbeitenden im Unternehmen bei.
Personalverantwortliche haben eine Schlüsselfunktion bezüglich der psychischen Gesundheit von Arbeitnehmenden. Sie sollten über psychische Beeinträchtigungen Bescheid wissen, um Betroffene und Führungskräfte rechtzeitig unterstützen zu können, wenn jemand psychisch erkrankt. Sie kennen sich aus mit Möglichkeiten zur Anpassung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsprozesse.
Führungskräfte sind erste Ansprechpersonen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Sie prägen das Betriebsklima entscheidend – und dieses ist einer der wichtigsten Gesundheitsfaktoren im Unternehmen. Die Führungskraft kann das Betriebsklima positiv beeinflussen, indem sie für eine vertrauensvolle, wohlwollende Atmosphäre sorgt. Sie kann es aber auch negativ prägen.
Wie gut die Betriebskultur wirklich ist, zeigt sich im Verhalten des Teams: Vertrauen, Ehrlichkeit, Toleranz und Fairness sind auf allen Ebenen zentral für die psychische Gesundheit. Bleiben psychisch beeinträchtigte Personen der Arbeit wiederholt fern oder sind sie zwar da, aber kaum leistungsfähig, so wirkt sich dies über kurz oder lang auf das Wohlbefinden des ganzen Teams aus.
Psychisch belastete Menschen sind besonders stressanfällig. Um im Arbeitsprozess verbleiben zu können, benötigen sie mitunter gewisse Anpassungen, sowohl was den physischen Arbeitsplatz betrifft wie auch in der Gestaltung ihrer Aufgaben.
Sich Netzwerken zur Förderung der psychischen Gesundheit und zu deren Schutz in Unternehmen anzuschliessen, trägt zu Offenheit und gegenseitigem Lernen bei. Dabei ist eine Vernetzung von Personen auf verschiedenen internen und externen Ebenen möglich, so unter Betroffenen, unter Führungskräften, mit anderen Unternehmen.
Quelle: Broschüre «Psychische Gesundheit im Arbeitsumfeld – Wie fit ist Ihr Unternehmen?»
Psychische Gesundheit im Arbeitsumfeld: Wie fit ist Ihr Unternehmen?
Mehr Sicherheit und Orientierung im Umgang mit psychisch beeinträchtigten Mitarbeitenden.
Der Leitfaden vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen EBGB listet eine grosse Zahl möglicher Massnahmen auf.
Zum Leitfaden für Arbeitgebende (PDF, 38 Seiten)
Unterstützung von Expert*innen
Pro Mente Sana unterstützt Firmen und Unternehmen bei der Förderung der psychischen Gesundheit von Mitarbeitenden und Führungskräften. Unser Angebot reicht von Informationsmaterial und Beratung über Kurse bis zu massgenschneiderte Lösungen wie Referate und Workshops rund um psychische Gesundheit und Erkrankungen.
Arbeiten mit psychischer Erkrankung
Nicht nur Arbeitgebende, auch Betroffene können und sollen einen Beitrag zum Arbeitsplatzerhalt leisten. Wie das geht, zeigt der Leitfaden für Betroffene.
Broschüre hier herunterladen (PDF, 11 Seiten)