Notfälle erkennen
Auch bei psychischen Krisen kann es zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen, die sofortige medizinische oder therapeutische Hilfe notwendig machen.
Woran erkenne ich eine akute psychische Krise?
Eine akute psychische Krise ist ein emotionaler Ausnahmezustand mit hohem Leidensdruck. Betroffene sollten so schnell wie möglich Unterstützung erhalten.
Anzeichen einer solchen Krise können sein:
- Störungen des Bewusstseins: die Person ist benommen, wirkt verwirrt oder ist nicht mehr ansprechbar
- Störungen des Realitätsbezugs: die Person leidet unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen, grosse Angst oder einem hohen Leidensdruck
- Suizidgedanken: die Person äussert Suizidgedanken und kann sich kaum von diesen distanzieren
- Überflutende Gefühle: die Person zeigt grosse Angst, Panik, Traurigkeit oder fühlt sich emotional völlig leer
- Aggressives, selbst- oder fremdverletzendes Verhalten: die Person ist aggressiv, kaum kontrollierbar, bedroht andere Menschen oder droht sich selbst zu verletzen
Menschen, die Anzeichen einer akuten psychischen Krise zeigen, litten oftmals schon vorher an einer psychischen Erschütterung oder einer Substanzabhängigkeit.
Auch körperliche Erkrankungen, wie Gehirnblutungen, können zu psychischen Symptomen führen. Sie erfordern ebenfalls eine schnelle medizinische Hilfe.
Wie kann ich unterstützen?
Haben Sie das Gefühl, eine Person befinde sich in einer akuten psychischen Notlage? Das können Sie tun:
- Gespräch suchen: Zögern Sie nicht sie darauf anzusprechen.
- Zuhören: Vermeiden Sie dabei eine vorwurfsvolle Haltung, sondern hören Sie einfach zu, auch wenn es schwierig sein kann.
- Lage einschätzen: Geben Sie der Person Raum sich auszudrücken und versuchen Sie die Lage einzuschätzen.
- Unterstützung anbieten: Manchmal kann es sein, dass ein Hilfsangebot abgewiesen wird. Bleiben Sie dran und organisieren Sie, wenn nötig, auch ohne Einwilligung der betroffenen Person Unterstützung. Informieren Sie die betroffene Person aber immer über Ihre Schritte und versuchen Sie sie in die Entscheidungen mit einzubeziehen.
Im ensa Erste-Hilfe-Kurs lernen Sie, wie Sie auf Betroffene mit psychischen Problemen zugehen und Erste Hilfe leisten können.
Im Notfall
Manchmal erfordert eine psychische Krise sofort medizinische oder psychiatrische Hilfe: Sanität 144, Polizei 117
In folgenden Fällen müssen Sie sofort medizinische oder psychiatrische Hilfe holen:
- Die Person hat das Bewusstsein verloren, ist benommen, verwirrt, nicht mehr ansprechbar oder hat sich lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt. Rufen Sie die Sanität 144.
- Die Person leidet unter Suizidgedanken und kann sich nicht mehr von diesen distanzieren oder steht unmittelbar davor sie in die Tat umzusetzen. Wenden Sie sich an einen Notfallpsychiater, die Sanität 144, eine psychiatrische Kriseninterventionsstelle im Kanton oder eine Suizidberatungsstelle.
- Die Person bedroht andere Menschen und ist nicht mehr kontrollierbar. Rufen Sie die Polizei 117 oder einen Notfallpsychiater.
Ausserdem:
Lassen Sie die betroffene Person nicht alleine bis professionelle Hilfe eintrifft. Nehmen Sie sie ernst in ihren Gefühlen und Wahrnehmungen. Sind Sie unsicher, können Sie sich jederzeit mit einer psychiatrischen Klinik oder einer anderen Notfallnummer in Kontakt setzen und sich beraten lassen.
Suizidalität
Suizidgedanken sind viel häufiger als man annimmt. Oftmals möchten diese Menschen nicht sterben, sondern suchen Erleichterung von einer unerträglichen emotionalen Not und sehen im Suizid einen möglichen Ausweg dafür.
Anzeichen für eine Suizidgefährdung können u.a. sein:
- über Suizid sprechen
- Rückzug von Freunden und gewohnten Aktivitäten
- aufräumen und Dinge verschenken
- Abschied nehmen
- nach Sterbemethoden und -mitteln suchen
- grosse Hoffnungslosigkeit äussern
- Veränderungen im Verhalten oder körperliche Veränderungen
Aber auch…
- plötzliche Ruhe und Gelöstheit nach einer Phase grosser psychischer Belastung
Leiden Sie selber an Suizidgedanken oder sorgen Sie sich um jemanden? Auf der Seite «Reden kann retten» finden Sie wertvolle Informationen, um sich aber auch andere in einer suizidalen Krise zu schützen.
Reden kann retten – Die wichtigsten Notfallrufnummern auf einen Blick
Was kann ich tun, wenn ich selbst in eine akute psychische Krise gerate?
- 143 Notfallnummer für Erwachsene
- 147 Notfallnummer für Jugendliche
Niemand ist vor psychischen Krisen geschützt. Befinden Sie sich persönlich in einer Krise, nehmen Sie Kontakt mit einer Person Ihres Vertrauens auf, schildern Sie offen, wie es Ihnen geht und lassen Sie sich unterstützen.
Sie können sich auch selbst telefonisch oder persönlich bei einer Beratungsstelle melden und Hilfe anfordern. Scheuen Sie sich nicht, diesen Schritt zu tun, denn es gibt Auswege aus der Krise.
Adressen zu professionellen Beratungsstellen