Artikel aus KONTEXT #05
14.07.2021
Sexflaute
Eine Depression kann in einer Beziehung zum sexuellen Ungleichgewicht führen. Denn depressive Menschen verspüren oft weit weniger Lust als ihre Partner*innen. Wie Paare diese Phasen möglichst gut überstehen und welche Sex-Alternativen es gibt, verrät Sexologin Caroline Fux im Interview.
Caroline Fux (CF): Die Gründe sind vielseitig. Die Depression ist vor allem eine Ressourcenräuberin. Jeden Tag gibt es einen Wettbewerb: Für was kann und will man die vorhandene Energie noch einsetzen? Für Sex reicht es oft schlicht nicht mehr.
CF: Gerade in Langzeitbeziehungen passiert Sex nicht einfach so. Er braucht Priorität und Energie und das ist in depressiven Phasen schwierig. Lustlosigkeit kann auch eine Nebenwirkung von Medikamenten sein.
CF: Vielen nicht, leider. Sie erleben eine Orgasmus- oder Erektionsstörung und haben keine Ahnung, woher die kommen könnte. Die Aufklärung durch die Behandler funktioniert diesbezüglich oft nicht so gut.
CF: Sexualität ist nicht nur für die Patienten ein Tabuthema, sondern auch für die Behandler. Viele klammern das Thema auch deshalb aus, weil sie es schlicht nicht wichtig finden. Priorität hat, dass die Patienten aus dem Tief kommen. Das mag in der Akutphase Sinn machen, aber auf Dauer ist die Sexualität den wenigsten Leuten egal.
CF: Ja, einige jagen regelrecht den Orgasmen nach, um einen Kick zu erleben. Die Betroffenen fühlen sich so vielleicht kurz lebendig, aber der Genuss bleibt oft auf der Strecke.
Magazin KONTEXT
Dieser Artikel ist im KONTEXT #05 erschienen. Das Magazin erscheint zweimal jährlich rund um aktuelle Themen der psychischen Gesundheit. Möchten Sie das Magazin gratis erhalten? Werden Sie Mitglied im mental help club!