ensa Erste-Hilfe-Kurse
Sind Sie um jemanden im persönlichen Umfeld besorgt? ensa Erste-Hilfe-Kurse ermutigen zu handeln, wenn bei nahestehenden Personen psychische Schwierigkeiten auftreten. Seit Frühling 2020 werden die Kurse auch als Webinare angeboten. Zudem gibt es einen neuen Kurs mit Fokus Jugendliche sowie Kurse für Erste-Hilfe-Gespräche in Krisensituationen. ensa ist ein Programm von Pro Mente Sana, mitinitiiert und unterstützt durch die Beisheim Stiftung.
Aufbau des Online-Kursangebots
Fast 2000 Teilnehmende haben 2020 einen ensa Kurs oder ein Webinar besucht. Mehr als doppelt so viel als im Vorjahr!
Das Umfeld ist zunehmend gefordert, wenn bei einer nahestehenden Person psychische Schwierigkeiten auftreten. Viele wissen jedoch nicht, wie sie reagieren sollen. In ensa Erste-Hilfe-Kursen für psychische Gesundheit lernen Teilnehmende, wie sie Betroffene ansprechen und unterstützen können. Dabei sollen Ersthelfende keine Diagnosen stellen, sondern unvoreingenommen beistehen. Die Teilnehmenden lernen praxisnah, Veränderungen in der psychischen Verfassung wahrzunehmen und die Betroffenen zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Bereits im März 2020, während des ersten Lockdowns, hat das ensa Team die ensa Kurse online verfügbar gemacht und das ensa Webinar gestaltet. Zu Hause am Laptop kann man nun schweizweit in der gewünschten Sprache am Kurs teilnehmen. Genau wie beim Präsenzkurs wird Basiswissen über psychische Erkrankungen vermittelt, Erste-Hilfe-Gespräche werden in Rollenspielen geübt. Die richtige Lernatmosphäre im Webinar entsteht dank Kennenlernübungen ähnlich schnell wie im Präsenzkurs. Das praktische Üben anhand von Rollenspielen erfolgt in Kleingruppen in sogenannten Break-out-Sessions. Teilnehmende nehmen aus den Webinars zudem mit, dass Erste-Hilfe-Gespräche Betroffenen auch digital und über räumliche Distanz hinweg helfen können. Die positiven Feedbacks der Teilnehmenden und die überwältigende Nachfrage von Unternehmen haben das ensa Team ermutigt, das ensa Webinar parallel zum Präsenzkurs auch zukünftig durchzuführen.
Neue ensa Kurse
Neben der Gestaltung des Webinars als neue Kursform hat das ensa Team drei weitere Kurse lanciert: «ensa Erste-Hilfe-Kurs Fokus Jugendliche», «ensa Erste-Hilfe-Gespräche über Suizidgedanken» und «ensa Erste-Hilfe-Gespräche über selbstverletzendes Verhalten ohne Suizidabsicht».
Die ensa Kurse Fokus Erwachsene und Fokus Jugendliche befähigen Laien in vier halben Tagen, Veränderungen der psychischen Gesundheit zu erkennen und den Betroffenen zu helfen. Der Kurs Fokus Jugendliche richtet sich dabei an Erwachsene, die den ihnen anvertrauten Jugendlichen Erste Hilfe bei psychischen Problemen leisten wollen: an Eltern, Lehrpersonen, Schulsozialarbeiter*innen, Jugendgruppenleiter*innen, Lehrmeister*innen usw. Der Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter ist für alle Menschen eine besonders vulnerable Phase. Die Veränderungen, denen Adoleszente unterworfen sind, können sehr herausfordernd sein. Viele meistern diese Phase. Bei anderen hingegen treten psychische Schwierigkeiten auf, die sich längerfristig auswirken und das spätere Erwachsenenleben massgeblich beeinträchtigen können. Praxisnah wird im ensa Kurs in 14 Stunden (zuzüglich Pausen) Basiswissen über die häufigsten psychischen Krankheiten und Krisen Jugendlicher vermittelt. Die Teilnehmer*innen lernen, Probleme rechtzeitig zu erkennen, wertfrei anzusprechen und Betroffene zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dieser Kurs ist derzeit in Deutsch verfügbar und kann als Präsenzkurs und Webinar besucht werden. Er wird in Zukunft in weiteren Sprachen verfügbar sein.
ensa Erste-Hilfe-Gespräche wenden sich jeweils einem bestimmten Thema zu. Teilnehmende lernen und üben in vier Stunden Lernzeit (zuzüglich Pausen), Menschen in Krisensituationen beizustehen. ensa Erste-Hilfe-Gespräche sind eigenständige Kurse und können entweder als Vertiefung nach einem ensa Kurs oder unabhängig davon besucht werden.
Der Kurs «ensa Erste-Hilfe-Gespräche über Suizidgedanken» vermittelt den Teilnehmenden, wie sie Menschen in suizidalen Krisen beistehen, bis professionelle Unterstützung übernimmt. Suizid ist in der Schweiz einer der häufigsten Gründe für frühzeitige Sterblichkeit: Im Jahr 2017 nahmen sich 1043 Menschen das Leben – und die Zahl der Menschen, die einen Suizidversuch unternehmen oder an Suizid denken, liegt um einiges höher. Gleichzeitig sind Suizidgedanken in unserer Gesellschaft mit einem grossen Tabu behaftet: Betroffene Menschen scheuen sich, offen darüber zu reden, und sind häufig von Schuldgefühlen geplagt. Auch nahestehende Personen haben oft Angst, das Thema Suizid anzusprechen. Der Kurs «ensa Erste-Hilfe-Gespräche über Suizidgedanken» vermittelt Erste-Hilfe-Massnahmen, die alle lernen können, um Menschen in suizidalen Krisen beizustehen. Dieser Kurs ist als Präsenzkurs und als Webinar in Deutsch verfügbar.
Selbstverletzendes Verhalten ohne Suizidabsicht ist ein weltweites Phänomen, das sich insbesondere bei Jugendlichen zeigt. Betroffene unternehmen grosse Anstrengungen, ihre Verletzungen zu verbergen. Das erschwert es dem Umfeld, die Anzeichen zu erkennen. Aus Scham lassen sie oft ihre Verletzungen nicht behandeln, weshalb sich der Heilungsprozess verzögert und die Gefahr von Infektionen und weiteren Schädigungen steigt. Betroffene scheuen sich, darüber zu reden, und werden vielfach von Schuldgefühlen geplagt. Auch Nahestehende sind häufig unsicher, wie sie ihre Beobachtungen und Befürchtungen zu selbstverletzendem Verhalten ohne Suizidabsicht zur Sprache bringen können. Der Kurs «ensa Erste-Hilfe-Gespräche über selbstverletzendes Verhalten ohne Suizidabsicht» vermittelt den Teilnehmenden Erste-Hilfe-Massnahmen, die alle lernen können. Der vierstündige Kurs kann in Deutsch als Präsenzkurs und Webinar besucht werden.
Investitionen in Team, Infrastruktur und Weiterbildung
Um die Kurse in gewohnt hoher Qualität durchführen zu können, wurde weiter in das ensa Team und die Infrastruktur investiert. Leider konnten coronabedingt nur zwei Instruktor*innentrainings durchgeführt werden, eins in Zürich und eins in Bern. Umso mehr freuen wir uns, 28 neue Instruktor*innen im Team begrüssen zu können. Für die neuen Kurse – Fokus Jugendliche und themenbezogene Erste-Hilfe-Gespräche – wurden bereits zertifizierte Instruktor*innen weitergebildet. In sogenannten Upskill-Trainings lernen die erfahrenen Instruktor*innen die neuen Kurse kennen und werden befähigt, Teilnehmenden auch diese Inhalte zu vermitteln. Für die digitale Form der ensa Kurse – die ensa Webinare – braucht es ebenfalls eine zusätzliche Qualifikation. In insgesamt sechs entsprechenden Upskill-Trainings lernten bereits zertifizierte Instruktor*innen, die technischen Möglichkeiten richtig einzusetzen und die Teilnehmenden durch ein interaktives Webinar zu führen.
«Nichts tun ist immer falsch»

Um die Bekanntheit der ensa Kurse zu steigern, wurden in diesem Jahr zahlreiche Marketing- und Kommunikationsmassnahmen durchgeführt und die Social-Media-Kanäle weiter ausgebaut. Als Beispiel für die durchgeführten Kampagnen sei an dieser Stelle «Nichts tun ist immer falsch» genannt. Diese schweizweit in vier Sprachen durchgeführte Online-Kampagne ermutigt Menschen, bei psychischen Schwierigkeiten im persönlichen Umfeld zu reagieren und nicht wegzusehen. Freiwillige Instruktor*innen haben der Kampagne ihr Gesicht geliehen und sind auf den Flyern und Online-Bannern zu sehen.
Der Betrieb des ensa Projektes und die vielen Aktionen sind auch dieses Jahr wieder durch die grosszügige Unterstützung der Beisheim Stiftung ermöglicht worden. Vielen Dank!