Die Geschichte von Pro Mente Sana
Die Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana wurde 1978 im Interesse psychisch beeinträchtigter Menschen gegründet. Im Laufe der Zeit sind Projekte und Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention und Recovery hinzugekommen.
Chronologie der Stiftung
Am Anfang der Geschichte stand eine psychiatriekritische Bewegung. Diese forderte in den 1960er-Jahren neue Formen und Methoden in der Psychiatrie. Mit der «Médecine de la Personne» sollte verstärkt der Mensch und nicht die Krankheit in den Fokus der Behandlungen gerückt werden. Ziel der Mitbegründer von Pro Mente Sana war die soziale sowie berufliche Integration von psychisch erkrankten Menschen.
Hier finden Sie die Geschichte von Pro Mente Sana chronologisch zusammengefasst.
Die Vorgeschichte von Pro Mente Sana beginnt in den frühen 1970er-Jahren. Paul Plattner, Chefarzt des damaligen «Nervensanatoriums Wyss» in Münchenbuchsee ist der eigentliche Ideenschmied der Stiftung. Zusammen mit der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) setzt er sich für die Gründung eines Dachverbandes ein. Dieser sollte die Anliegen von psychisch erkrankten Menschen wahrnehmen. Am 23. Februar 1978 findet die Gründungsveranstaltung der Stiftung Pro Mente Sana in Bern statt. Im Stiftungszweck sind folgende drei Hauptziele festgehalten:
- Schaffung von zeitgemässem Verständnis für das Phänomen «psychische Erkrankung»
- Vertretung der Interessen der psychisch Kranken im Rahmen von Rechtssetzung und Verwaltung
- Koordiniertes und zielgerichtetes Vorgehen bei der Förderung von Behandlungs- und Wiedereingliederungsmöglichkeiten
Die Geschäftsstelle in Weinfelden wird eröffnet. Jost Gross ist erster Zentralsekretär der Stiftung.
Der Schwerpunkt der Stiftung liegt zu Beginn in der Öffentlichkeitsarbeit. Mit dem Radioprojekt «Wie weiter?» will die Stiftung mehr Verständnis für psychisch erkrankte Menschen wecken und die Bevölkerung zu Hilfe auffordern. Die Sendung gibt psychisch erkrankten Menschen eine Stimme und offenbart schwerwiegende Schwachstellen in der psychiatrischen Versorgung der Schweiz.
Mit dem neuen Bulletin PMS aktuell vermittelt Pro Mente Sana Informationen über sozialpsychiatrische Behandlungsmöglichkeiten.
Im 10-jährigen Jubiläumsjahr wird die Einzelmitgliedschaft eingeführt. Natürliche Personen können dadurch bei Pro Mente Sana direkt mitwirken.
Mit Unterstützung des Schriftstellers Lukas Hartmann erarbeitet die Stiftung eine Charta zu den Rechten psychisch kranker und behinderter Menschen. Die Charta fordert, dass die Rechte der Schwachen in einer solidarischen Gemeinschaft ebenso ernst genommen werden, wie diejenigen der Starken.
Pro Mente Sana leidet unter finanziellen Defiziten. Eine Reorganisation nimmt die Strukturen, Organisation und Finanzen der Stiftung unter die Lupe. Als Ergebnis verzichtet Pro Mente Sana auf die Funktion einer Dachorganisation für lokale sozialpsychiatrische Organisationen. An die Stelle der Abgeordnetenversammlung tritt neu die Stiftungsversammlung. Diese besteht aus Vertreter*innen unterschiedlicher Berufsgruppen und Organisationen, die sich mit der Psychiatrie auseinandersetzen.
Die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen rücken verstärkt in den Fokus der Stiftung. Der Sitz wird nach Zürich verlegt. Pro Mente Sana besinnt sich auf ihre Kernaufgaben:
- Öffentlichkeitsarbeit
- Vertretung der sozial- und gesundheitspolitischen Interessen von psychisch erkrankten Menschen
- Projektarbeit und Beratung, vor allem im Rechtsbereich
Die telefonische Beratung von Pro Mente Sana wird neu strukturiert. Diese ist seit der Gründung ein wichtiges Angebot der Stiftung.
Eine neue Stelle einer Informationsbeauftragten Person wird geschaffen. Diese ermöglicht es, die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising zu professionalisieren. Infolgedessen wird die Website promentesana.ch lanciert.
Während diesen Jahren beschäftigt sich Pro Mente Sana inhaltlich mit der beruflichen Eingliederung psychisch behinderter Menschen sowie mit der Gender-Thematik und frauenspezifischen Anliegen in der Psychiatrie.
Pro Mente Sana fördert den gleichberechtigten Austausch zwischen Patient*innen, Angehörigen und in der Psychiatrie beschäftigte Personen. In den folgenden Jahren entstehen mit der Unterstützung von Pro Mente Sana Psychose-Seminare, die diesen trialogischen Ansatz verfolgen.
Pro Mente Sana unterstützt die Volksinitiative über die verfassungsrechtliche Gleichstellung der Behinderten. Am 1. Januar 2000 tritt die neue Bundesverfassung in Kraft. Sie besagt, dass niemand wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung diskriminiert werden darf.
Gemeinsam mit externen Partner*innen formuliert Pro Mente Sana Grundgedanken und Forderungen einer Recovery-orientierten Gesellschaft. Im Zentrum des Konzeptes stehen die Orientierung am Genesungsweg von Betroffenen, sowie die konsequente Einbindung ihres Erfahrungswissens in den praktischen Alltag von Institutionen und Gesellschaft.
Mit dem Verein Ex-In (Experienced Involvement) lanciert Pro Mente Sana eine Peer-Weiterbildung für betroffene Menschen, die ihre Erfahrungen in einem intensiven Lehrgang reflektieren und mit dieser Expertise in Kliniken, in der Beratung und im Bildungsbereich eingesetzt werden können.
Mit der neuen e-Beratung wird das kostenlose Beratungsangebot im psychosozialen Bereich erweitert.
2013 organisieren Pro Mente Sana und das Institut Kinderseele Schweiz eine Jahrestagung zum Thema Kinder psychisch kranker Eltern. Die Zusammenarbeit führt zu einer Reihe von weiteren Tagungen und Kongressen mit neuen Partnerschaften.
Pro Mente Sana begleitet das Gesetzgebungsprojekt für das neue Erwachsenenschutzrecht. Das neue Gesetzt tritt am 1. Januar 2013 in Kraft und löst das veraltete Vormundschaftsrecht ab. Damit setzt sich die Stiftung mit Erfolg für verschiedene Verbesserungen zugunsten von psychisch erkrankten Menschen ein.
Psychiater Thomas Ihde übernimmt das Präsidium der Stiftung, das er bis heute innehat. Er verleiht Pro Mente Sana ein neues Gesicht. Es gelingt ihm der Spagat: sich einerseits für die Interessen von Menschen mit psychischen Belastungen einzusetzen. Und sich andererseits für die gesellschaftlichen Anforderungen an eine Fachorganisation im Gesundheitswesen zu öffnen.
Die Kantone Zürich, Schwyz, Luzern und Bern sowie die Stiftung Pro Mente Sana rufen die Kampagne «Wie geht's dir?» zur Stärkung der psychischen Gesundheit ins Leben. Seither haben sich viele Kantone der Deutschschweiz und weitere Organisationen der Kampagne angeschlossen. Diese wird im Auftrag von Gesundheitsförderung Schweiz durchgeführt.
Der Verlag Beobachter und die Stiftung Pro Mente Sana gehen eine Partnerschaft ein. Eine gemeinsame Ratgeber-Reihe entsteht: Ganz normal anders, Wenn die Psyche streikt (Autor: Thomas Ihde) sowie Wenn die Kinder aus der Reihe tanzen (Autor: Kurt Albermann).
Die Stiftung vertieft ihre Partnerschaften und baut neue Kooperation auf. Rund 100 Schulungen über psychische Gesundheit werden jährlich in Berufsschulen durchgeführt.
Es entsteht ein Pilotprojekt zur Schulung von Führungskräften und Mitarbeitenden für psychische Gesundheit in der Arbeitswelt. Zu den Kunden zählen Migros, Swisscom, ABB und SBB.
Ein transparentes und effizientes Qualitätsmanagement wird eingeführt. Dieses spielt eine entscheidende Rolle für die Vertragsverhandlungen mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV).
Die Rechtsabteilung von Pro Mente Sana begleitet die Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) in Kommissionen mit öffentlichen Veranstaltungen. Die von Pro Mente Sana entwickelte Psychiatrische Patientenverfügung wird immer öfter in Kliniken und vermehrt auch in der Beratung eingesetzt.
Pro Mente Sana feiert ihr 40-jähriges Bestehen. Die neue Strategie und das Manifest fördern die klare Positionierung der Stiftung. Es dominiert ein grosses Ziel: schwarze Zahlen.
Pro Mente Sana darf das Kampagnenbüro von «Wie geht’s dir?» im Auftrag der Gesundheitsförderung Schweiz bis 2022 weiterführen.
Die Stiftung kann das Pilotprojekt «Vertrauensperson» für vier Jahre durchführen. Dieses wird vom Lotteriefonds des Kantons Zürich unterstützt. Das Projekt hilft Menschen mit psychischen Problemen, die gegen ihren Willen mittels einer «fürsorgerischen Unterbringung (FU)» in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurden.
Der 1. nationale Patientenkongress wird gemeinsam mit dem Netzwerk Psychische Gesundheit und der Berner Fachhochschule in Bern durchgeführt. Die Anliegen von Betroffenen sollen noch stärker in den Mittelpunkt gestellt werden.
Pro Mente Sana lanciert mit Unterstützung der Beisheim Stiftung ensa Erste-Hilfe-Kurse für psychische Gesundheit, die Schweizer Version des australischen Programms «Mental Health First Aid». Innerhalb von wenigen Monaten wird das Angebot für Privatpersonen und Unternehmen gesamtschweizerisch in den Sprachen Deutsch, Französisch, Englisch und Italienisch angeboten.
Das neue Magazin KONTEXT und der mental help club werden lanciert. Mit dem mental help club werden Synergien von Kommunikation und Fundraising optimiert und eine Community für Menschen geschaffen, die die Arbeit von Pro Mente Sana unterstützen.
Mit den BSC Young Boys geht die Stiftung eine «Social Responsability»-Partnerschaft ein. Gemeinsam und mit verschiedenen Massnahmen bringen sie das Thema psychische Gesundheit in die Sportwelt.
Die Stiftung Pro Mente Sana ist durch die Gesundheitskrise wegen des Coronavirus gefordert wie nie zuvor. Die Beratungszeiten werden ausgebaut und der Treffpunkt Nordliecht in Zürich ist neu täglich geöffnet.
Die interaktive Plattform inclousiv.ch für Austausch zu Themen der psychischen Gesundheit und Covid-19 wird lanciert. inCLOUsiv fördert den Dialog zwischen Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonen und ist eine Innovation und ein Meilenstein für die Stiftung.
Das Angebot der ensa Erste-Hilfe-Kurse für psychische Gesundheit wird mit einem Kurs mit Fokus Jugendliche sowie einem Kurs für Erste-Hilfe-Gespräche über Suizidgedanken erweitert. Die Kurse werden erstmals auch als Webinar durchgeführt.
«Wie geht‘s dir?» lanciert eine neue Kampagne, welche das emotionale Alphabet in den Fokus rückt. Teil der Kampagne ist eine neue App, die dabei hilft, eigene Gefühle in Worte zu fassen und passende Tipps zur Stärkung der psychischen Gesundheit bietet.
Jubiläumsheft 40 Jahre Pro Mente Sana
Eine Publikation über die 40-jährige Geschichte unserer Stiftung und die Mental-Health-Bewegung in der Schweiz.