In eigener Sache
23.12.2024
Stephanie Wenger und Christian Pfister verstärken den Stiftungsrat
An der letzten Stiftungsversammlung im Dezember 2024 wurden Stephanie Wenger und Christian Pfister in den Stiftungsrat von Pro Mente Sana gewählt.
Stephanie Wenger (36 Jahre) ist gelernte Kauffrau und hat Erfahrungen als Personalverantwortliche, im Marketing im Gesundheitswesen sowie in der Bundesverwaltung. Sie ist selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen und hat ein Buch dazu geschrieben. Heute ist sie als Liedermacherin und an verschiedenen Institutionen, wie z.B. dem Verein Trialog und Antistigma, sowie in ihrer Praxis als Peer und als Sprecherin für psychische Gesundheit tätig.
Christian Pfister (64) ist seit 2021 Co-Präsident der Dachorganisation der Angehörigen und Vertrauten von Menschen mit psychischen Erkrankungen «Stand by You Schweiz». Er ist als Angehöriger selbst Experte aus Erfahrung. Im Jahr 2023 hat er seine eigene Firma gegründet, die Christian Pfister Ventures. Davor war er 30 Jahre als Kommunikations- und Führungsverantwortlicher in verschiedenen Firmen (unter anderem Swiss Life, CS, Winterthur-Group) tätig.
Die beiden neuen Stiftungsrät*innen bringen vielfältige Fähigkeiten und Erfahrungen mit und werden damit einen wichtigen Beitrag leisten können, um die strategischen Ziele von Pro Mente voranzutreiben.
Betroffenenperspektive als Mehrwert
Stephanie Wenger, was hat Sie zu Ihrem Engagement im Stiftungsrat von Pro Mente Sana motiviert?
Stephanie Wenger: Bereits mehrere Male wurde ich mit meiner musikalischen Tätigkeit zu verschiedenen Anlässen bei Pro Mente Sana eingeladen. So erhielt ich immer mehr Einblicke in die verschiedenen Bereiche und Angebote der Stiftung. Gewisse Angebote habe ich auch selbst in Anspruch genommen. Mich haben die Menschen, die hinter Pro Mente Sana stehen, mit ihrer Arbeit und ihrer menschlichen, einfühlsamen Art beeindruckt. Als ich angefragt wurde, ob ich am Amt als Stiftungsrätin interessiert sei, habe ich nicht gezögert zuzusagen.
Welche spezifischen Fähigkeiten und Kenntnisse aus Ihren Erfahrungen möchten Sie bei Pro Mente Sana einbringen?
Stephanie Wenger: Ich war viele Jahre als Kauffrau in der Eidgenössischen Bundesverwaltung und in der Privatwirtschaft in verschiedensten Positionen tätig. Da ich aufgrund von Krankheitsausfällen immer wieder arbeitsunfähig war, kenne ich die Herausforderungen, welche dies mit sich bringt. Als Betroffene von psychiatrischer Krankheit und schweren Krisen kann ich auch viele weitere persönliche Erfahrungen einbringen. Der Blick aus der Betroffenenperspektive kann, so denke ich, vieles abrunden.
Mit meinen musikalischen Projekten, meinem Buch «Mittelweg» und meiner Selbständigkeit als Peer-Begleiterin und Referentin bin ich in regelmässigem Austausch und Kontakt mit anderen Menschen, die psychische Krisen erlebt haben. Damit kenne ich die verschiedenen Perspektiven von Betroffenen gut.
Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Herausforderungen für Pro Mente Sana in den kommenden Jahren?
Stephanie Wenger: Die «Mentale Gesundheit» erhält zurzeit viel Aufmerksamkeit, was mich persönlich sehr freut. Es gibt viele neue Angebote. Als Betroffene und als Peer-Arbeiterin finde ich mich manchmal in einem Dschungel wieder. Ich denke, die Herausforderung ist, Pro Mente Sana weiterhin gut zu positionieren und dafür zu sorgen, dass die Stiftung in der Politik wie aber auch von Fachstellen noch stärker wahrgenommen wird.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Pro Mente Sana?
Stephanie Wenger: Ich wünsche mir für Pro Mente Sana, dass sie in der Öffentlichkeit noch präsenter wird und auch finanziell auf einem guten Fundament stehen kann. Und was ich mir auch wünsche, ist, dass Pro Mente Sana weiterhin von so vielen motivierten Mitarbeitenden getragen wird.
Mit Erfahrung und Engagement für eine nachhaltige und menschliche Psychiatrie
Christian Pfister, was hat Sie zu Ihrem Engagement im Stiftungsrat von Pro Mente Sana motiviert?
Christian Pfister: Ich glaube, dass wir in unserem Land den Umgang mit psychischen Erkrankungen neu denken müssen. Das Versorgungssystem ist am Limit. Viele Entwicklungen zeigen, dass wir uns in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren als Gesellschaft neu aufstellen müssen, um der steigenden Zahl an Menschen in psychischer Not passend begegnen zu können. Ich möchte mithelfen, dass Pro Mente Sana gestärkt wird. Dazu gehört, dass die Stiftung auch mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hat, um ihre fordernde, gesellschaftlich relevante Rolle wahrnehmen zu können. Als Angehörigenaktivist setze ich mich dafür ein, dass die psychiatrische Versorgung menschlicher, wirksamer und damit auch nachhaltiger wird. Hier decken sich wohl meine persönliche Ambition mit jener von Pro Mente Sana.
Welche spezifischen Fähigkeiten und Kenntnisse aus Ihrer beruflichen Laufbahn oder Ihren persönlichen Erfahrungen möchten Sie bei Pro Mente Sana einbringen?
Christian Pfister: Das Wichtigste vorweg: Ich bringe die Erfahrung als angehöriger Vater und angehöriges (heute erwachsenes) Kind an den Tisch. Ich kenne die psychische Not und Krisen aus nächster Nähe – ein Erfahrungswissen, das ich als wertvoll erachte.
Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind systemrelevant. Sie entlasten das System jährlich in Milliardenhöhe. Entsprechend möchten wir aktiv an der Gestaltung der Psychiatrie mitwirken und mehr Unterstützung erhalten. Unterstützung für diejenigen, die wie wir «skin in the game» haben – die mit Haut und Haaren Teil des Versorgungssystems sind. Wir müssen auch dafür sorgen, dass Angehörige ihre anforderungsreiche Rolle bewältigen können. Befähigung, Unterstützung, Austausch, Solidaritätsnetzwerke sind hier die Stichworte. Mit abgeklärtem Profitum allein werden wir gesellschaftlich in einer Sackgasse landen.
Zudem hoffe ich, dass mein beruflicher Hintergrund als Fachmann für strategische Fragen im Bereich der Kommunikation, des Marketings und der Nachhaltigkeit von Nutzen sein können. Im besten Fall lässt sich auch meine Leidenschaft für die Neuausrichtung der psychiatrischen Versorgung einbringen – was sicherlich nicht schaden kann.
Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Herausforderungen für Pro Mente Sana in den kommenden Jahren?
Christian Pfister: Das bestehende Team hat Pro Mente Sana sanieren müssen. Es hat diese schwierige Aufgabe ausgezeichnet gemeistert. Jetzt darf die Stiftung wieder vermehrt inhaltlich Akzente setzen. Und die sind insofern gefordert, als dass das Thema «psychische Gesundheit» eines der gesellschaftlichen Schlüsselthemen ist, das Menschen in allen Altersschichten beschäftigt. Um diese grosse Aufgabe angemessen und mit Kraft wahrnehmen zu können, braucht es ein klares Profil, eine starke Vernetzung mit den involvierten Berufsgruppen, den Kostenträgern, aber auch mit der Politik. Und klar: Pro Mente Sana braucht auch mehr finanzielle Mittel, eine Finanzierung, die nachhaltig funktioniert. Eine engere Zusammenarbeit mit verwandten Organisationen scheint mir künftig noch wichtiger zu werden, um die grossen Herausforderungen zu meistern.
Was wünschst du dir für die Zukunft von Pro Mente Sana?
Christian Pfister: Ich wünsche mir eine Pro Mente Sana, die mit überzeugenden Angeboten Hilfe leistet sowie im Bereich der psychischen Erkrankungen und der psychischen Gesundheit Leuchtturmprojekte lanciert. Ausserdem soll die Stiftung weiterhin mit Erfahrung, Intelligenz und einem grossen Herzen erfolgreich für die Rechte und die Inklusion der Betroffenen und ihrer Angehörigen kämpfen.