Motion Clivaz
31.10.2024
Pro Mente Sana fordert nachhaltige Unterstützung für die psychische Gesundheit
Am 29. Oktober empfahl die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-S) die Motion Clivaz einstimmig zur Annahme. Sie fordert vom Bundesrat, die dauerhafte Finanzierung nationaler Organisationen zu sichern, die sich für psychische Gesundheit, Suizid- und Gewaltprävention einsetzen. Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs begrüssen wir diesen Schritt ausdrücklich.
Wert und Notwendigkeit von Erstanlaufstellen
Niederschwellige Erstanlaufstellen wie jene von Pro Mente Sana, Pro Juventute und der Dargebotenen Hand bieten eine erste Anlaufstelle in psychischen Krisensituationen. Diese niederschwelligen Angebote füllen eine entscheidende Lücke im Versorgungssystem, denn für Menschen ohne stabiles soziales Netz oder angesichts langer Wartezeiten auf therapeutische Unterstützung sind sie oft die einzige unmittelbare Hilfe. Indem sie schnelle Unterstützung bieten und bei Bedarf an geeignete Angebote weiterleiten, entlasten sie gleichzeitig nachgelagerte Einrichtungen und tragen zur Senkung der Gesundheitskosten bei. Die Präventionsarbeit dieser Stellen ist von hohem Wert für die Gesellschaft, doch trotz des steigenden Bedarfs fehlt uns allen bislang eine gesicherte, nachhaltige Finanzierung. Wir sind vom volatilen Spendenmarkt abhängig.
Warum wir ein stärkeres Engagement der öffentlichen Hand brauchen
Der steigende Bedarf an psychischer Unterstützung erfordert, dass Bund, Kantone und die Gesellschaft zusammenarbeiten. Eine verlässliche finanzielle Beteiligung des Bundes und der Kantone würde es ermöglichen, die bestehenden Strukturen zu sichern und das Angebot langfristig auszubauen. Die aktuelle Lage verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf: Im Jahr 2022 gingen bereits 54.3 Prozent der IV-Neurenten auf psychische Erkrankungen zurück – ein deutlicher Anstieg gegenüber 46.9 Prozent fünf Jahre zuvor. Unsere Hochrechnungen zeigen, dass im Jahr 2024 bis zu 5900 psychosoziale und juristische Beratungen durchgeführt werden könnten. Dies würde einen Anstieg von rund 400 Beratungen gegenüber dem Vorjahr bedeuten. Mit mehr Ressourcen wären sogar noch deutlich mehr Beratungen möglich: Von Januar bis April 2024 konnten lediglich rund 51 Prozent der Anrufenden beraten werden.
Ein Appell an die Politik: Verantwortung gemeinsam wahrnehmen!
Die Annahme der Motion Clivaz in der SGK-S ist ein positives Signal. Nun richten wir als nationale Fachorganisation für die psychische Gesundheit unseren Appell an den gesamten Ständerat, in der entsprechenden Session (voraussichtlich Wintersession) Verantwortung für die psychische Gesundheit zu übernehmen und die Motion zu unterstützen. Die psychische Gesundheit unserer Gesellschaft ist eine gemeinsame Aufgabe. Mit einer gezielten Unterstützung der öffentlichen Hand können wir Menschen in psychischen Krisen durch niederschwellige Angebote frühzeitig zur Seite stehen und so gemeinsam die psychische Gesundheitsversorgung stärken.