Essstörung

Essstörungen sind nicht nur einfach eine Frage des Essens, Gewichts, Aussehens oder der Willenskraft. Sie sind eine ernstzunehmende Erkrankung. Menschen mit einer Essstörung kennen oft kein normales Sättigungsgefühl mehr und auch kein Hungergefühl. Essstörungen gelten als Frauenkrankheit. Doch zunehmend leiden auch Männer an Essstörungen.

Magersucht

Menschen, die an einer Magersucht (Anorexia nervosa) leiden, nehmen ab, manchmal bis sie verhungern. Sie sind häufig sehr kontrolliert, perfektionistisch und streng mit sich. Diese Eigenschaften befähigen sie, regelrechte «Hungerkünstler» zu werden. Sie essen immer weniger und wenn, dann etwas, was kaum oder keine Kalorien hat.

Zum Kalorienverbrennen wird häufig übermässig Sport getrieben und Bewegung in den Alltag eingebaut. Menschen, die an einer Anorexie leiden, haben eine verschobene Körperwahrnehmung (so genannte Körperschemastörung). Sie nehmen sich als zu dick wahr. Das ganze Sein dreht sich nur noch um die Kontrolle des Körpers (Bodycheck) und der Zahl auf der Waage.

Bulimie

Bulimiker*innen wirken meist normalgewichtig. Ihr Leiden sieht man ihnen in der Regel nicht an. Dementsprechend hoch ist die Anzahl Betroffener, die ihre Ess-/Brechsucht lange Zeit oder sogar ein Leben lang verheimlichen.

Betroffene verschlingen während ihrer Heisshungerattacken grosse Mengen kalorienreicher Nahrungsmittel. Um das Gegessene wieder loszuwerden, erbrechen sie. Die Ess- und Brechrituale rauben sehr viel Zeit und kosten Energie, nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern auch fürs Verheimlichen vor anderen. Bulimie-Betroffene essen eigentliche gerne, doch da Belastungen über das Essen kompensiert werden, gerät das Essverhalten irgendwann aus dem Lot.

Binge-Eating

Beim Binge-Eating (Ess-Attacken) kommt es zu wiederholten Episoden unkontrollierten Essens. Darunter ist nicht nur das Verschlingen von grossen Nahrungsmengen zu verstehen. Es gibt auch Phasen, in denen Betroffene mehr oder weniger stark Diät halten. Im Gegensatz zur Bulimie findet in der Regel nach dem Essen keine Massnahme zur Verhinderung der Gewichtszunahme (z.B. Erbrechen, Sport treiben) statt. Somit sind Binge-Eater meist übergewichtig, haben eine sogenannte Adipositas (Fettleibigkeit).

Auswirkungen von Essstörungen

Menschen mit einer Essstörung stellen eigene Essregeln auf und orientieren sich vorwiegend an Kalorienangaben. Sie kontrollieren ihr Essverhalten streng. Verlieren sie doch mal die Kontrolle belastet dies Betroffene stark. Denn es bedeutet immer wieder eine Niederlage gegenüber sich selbst, den eigenen Hoffnungen und auch dem eigenen Ehrgeiz.

Durch die ständige Beschäftigung mit Ess- und Gewichtsthemen können Ausbildung und Beruf, Freizeit und soziale Kontakte zunehmend vernachlässigt werden. Hinzu kommen Selbstabwertung, Scham über die Essstörung und Ablehnung des eigenen Körpers.

Körperliche Auswirkungen und Begleiterkrankungen

Essstörungen beeinflussen nicht nur die emotionale und geistige Leistungsfähigkeit stark, auch der Körper leidet darunter. Meistens kommt es zu Stoffwechsel- und Hormonstörungen. Teilweise treten irreversible Schädigungen einzelner Organe, Organsysteme und des Skeletts auf. Häufige Begleiterkrankungen sind Zwänge, soziale Phobien, aber auch Suchterkrankungen und Depressionen. Die Anorexie ist eine der schwersten Erkrankungen bei jungen Menschen. Ein Grossteil der Betroffenen wird wieder gesund. Es gibt aber auch chronische Verläufe und manchmal führt die Erkrankung auch zum Tod.

Anzeichen

Warnsignale für eine Essstörung können auf körperlicher und psychischer Ebene betrachtet werden, sich aber auch im Verhalten zeigen.

Mögliche Warnsignale können u.a. sein:

Je nach Schweregrad der Essstörung können ernstzunehmende körperliche Funktionsstörungen auftreten, die dringende ärztliche Behandlung benötigen.

Was hilft?

Je schneller eine Behandlung einsetzt, desto kleiner ist die Gefahr eines chronischen Verlaufs. Viele Betroffene fühlen sich nicht krank, weil sie eine gestörte Körperwahrnehmung haben. Sie haben das Gefühl die absolute Kontrolle über den eigenen Körper zu haben.

Mögliche Therapien

Hauptziel einer Behandlung bei Anorexie ist oftmals die Wiederherstellung der körperlichen Gesundheit, gekoppelt mit einem Verhaltenstherapeutischen Ansatz. Bei Jugendlichen ist der Beizug der Familie im Rahmen einer Familientherapie sinnvoll.

Kognitive Verhaltenstherapie wird auch bei Bulimie und Binge-Eating angewendet. Die Wirkung von Medikamenten ist hingegen wissenschaftlich nicht so gut belegt wie der psychotherapeutische Ansatz.

Hilfreich können zudem Ernährungs- und Körpertherapeut*innen sein.