Tipps zur Krisenbewältigung

Unsere psychische Widerstandskraft (Resilienz) erlaubt uns im Normalfall, Stress und Krisen zu bewältigen. Zu einer psychischen Erkrankung kann es kommen, wenn die Balance zwischen Belastung und Widerstandskraft über einen längeren Zeitraum in ein Ungleichgewicht kommt. Hier einige Tipps, wenn Sie sich Sorgen um Ihre psychische Gesundheit machen.

Selbsthilfe

Es gibt viele gute Bücher, und auch im Netz findet sich eine Fülle an Informationen. Aber Vorsicht: Selbstdiagnostik ist anspruchsvoll. Das Sortieren und Einordnen der Informationen bereitet manchmal Schwierigkeiten. Hilfreich kann ein persönliches Gespräch sein mit einer Person, die Erfahrung mit den Schwierigkeiten hat, die Sie erleben. Vielleicht kennen Sie jemanden, der schon mal eine Panikattacke hatte, oder jemanden, der auch schon unter Depressionen gelitten hat.

Ebenfalls nie falsch: die Selbstheilungs- und Regenerationskräfte des Körpers aktivieren. Krankheiten entstehen, wenn wir mehr Energie verbrauchen, als wir aufbauen. Tägliche Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf, eine gute Ernährung und Entspannung sind hilfreich, wenn umsetzbar.

Mehr Tipps, wie Sie sich Gutes tun können

Auch eine erste Stressanalyse macht Sinn: Wo verliere ich meine Energie? Wann fühle ich mich hilflos? Wie kann ich meinen inneren Stress reduzieren? Der Grossteil des wahrgenommenen Stresses entsteht durch unsere Beurteilung einer Situation, durch unsere Erwartungen an uns selbst. Hier kann ein guter Selbsthilferatgeber sinnvoll sein.

Taschenapotheke Psychische Gesundheit

Möchten Sie mehr Tipps zur Krisenbewältigung? In der Taschenapotheke finden Sie zahlreiche Vorschläge, was Sie tun können, wenn Sie sich um Ihre psychische Gesundheit Sorgen machen.

Hilfe von aussen

  • 0848 800 858 Kostenlose Telefonberatung (Normaltarif)

Häufig bedeutet eine Klärung der Situation aber, dass Sie sich professionelle Hilfe von aussen holen. Am leichtesten fällt den meisten Menschen ein Besuch beim Hausarzt. Er kennt seine Patientinnen und Patienten und bietet wertvolle Orientierungshilfe im Bereich der Psychologie und Psychiatrie. Hierzu gibt es so viele Angebote, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, das Richtige zu finden. Nehmen Sie den*die Partner*in oder eine andere vertraute Person zum Termin beim Hausarzt mit. Dies hilft, schambesetzte Themen anzusprechen, und verhindert, dass Sie im Gespräch nur von Ihren Einschlafschwierigkeiten berichten und es dabei bewenden lassen. Sie können auch direkt an eine Psychiaterin oder Psychologin gelangen, wenn Sie jemanden kennen. Oder wenden Sie sich an eine andere Person, der Sie vertrauen und die ein gewisses Mass an Fachwissen im psychologischen Bereich mitbringt, z.B. an eine*n Seelsorger*in.

Recovery: ein neuer Ansatz

Recovery könnte mit Genesung oder Gesundung übersetzt werden. Gemeint ist aber nicht immer völlige Symptomfreiheit, sondern, dass man trotz der Krankheit wieder am sozialen Leben teilhaben kann. Recovery will psychisch erkrankte Menschen befähigen, ihr Leben mit Unterstützung wieder selbst in die Hand zu nehmen. Es ist keine Gegenbewegung zu Klinik oder Medikation, sondern eine Gegenbewegung gegen zu viel Fürsorge, gegen erlernte Hilflosigkeit und Passivität, gegen Perspektivenlosigkeit. Recovery setzt auf mehreren Ebenen an:

  • Den gesunden Anteil stärken. Wie klein er auch sein mag: Er ist ausschlaggebend für die Lebensqualität.
  • Mit Symptomen umgehen. Recovery hat für fast jedes wichtige Symptom psychischer Krankheit ein Modell für Selbsthilfe entwickelt, z.B. das Modell «Stimmenhören» für Schizophreniebetroffene.
  • Krisenpläne erstellen. In diesen lässt sich festhalten, wie Frühwarnzeichen zu erkennen sind, was man in der Not selbst tun kann und wie man behandelt und begleitet werden möchte – weil man in der akuten Krise vielleicht keinen Zugang mehr zu diesem Wissen hat. Krisenpass zum ausfüllen (PDF, 2 Seiten)

Mehr Informationen zu Recovery finden Sie hier.

Tipps für Betroffene

  • Was möchten Sie – mit Ihrer psychischen Erkrankung – erreichen im Leben? Was könnten hier erste kleine Schritte sein? Beginnen Sie mit diesen kleinen Schritten heute.
  • Fühlen Sie sich hilflos? Anderen zu helfen ist ein wichtiger Schritt aus der Hilflosigkeit. Noch wichtiger ist, sich selbst zu helfen: Was tue ich, damit es mir jetzt, morgen, in einem Monat besser geht?
  • Manchmal sind wir selbst unser grösster Feind. Entwickeln Sie mehr Mitgefühl für sich – mit Ihrer Erkrankung, Ihren Schwächen und Fehlern. Akzeptieren Sie sich so, wie Sie sind.

Tipps für Angehörige

  • Akzeptieren Sie Ihren Angehörigen so, wie er ist. Dieser Schritt entlastet sehr – den Betroffenen, aber vor allem auch Sie.
  • Trauen Sie Ihrem Angehörigen etwas zu – auch wenn er schon lange schwer krank ist. Ständiges Schonen und Umsorgen führt zu Hilflosigkeit und Selbstaufgabe.
  • Suchen Sie sich selber Unterstützung, wenn Sie merken, dass Sie an Ihre Grenzen kommen.