Werde ich verrückt?

Viele von uns haben schon Phasen mit erhöhten Belastungen erlebt. Dann kann es vorkommen, dass wir bei uns Dinge wahrnehmen, die wir so vorher nie bemerkt haben. Es stellen sich vielleicht Niedergeschlagenheit, Gedankenkreisen, Angstzustände, manchmal auch Stimmen im eigenen Kopf oder andere komischen Wahrnehmungen ein, die wir nicht bekämpfen können. Und plötzlich beschleicht uns die Angst verrückt zu werden.

Was bedeutet «verrückt sein»?

Der Duden definiert verrückt als «krankhaft wirr im Denken und Handeln». Mit verrückt meinen viele Menschen, dass jemand etwas sagt oder tut, was nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Schreit jemand am Bahnhof laut umher, redet wirre Sachen oder geht unverhältnismässig grosse Risiken ein, wird er oder sie oft mit dem Label verrückt versehen.

Früher galten Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung als verrückt. Zum Glück ist das heute nicht mehr so. Erkrankungen wie Psychosen oder Schizophrenien waren noch lange mit dem Stigma «Verrücktheit» versehen, weil sie oft mit auffälligen Symptomen wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen einhergehen. Auch sie sind heute anerkannte psychische Erkrankungen, für die es sehr gute Behandlungsansätze gibt.

Wieso die grosse Angst verrückt zu werden?

Als soziale Wesen sind wir Menschen auf Wohlwollen und Unterstützung angewiesen. In einer Gemeinschaft leben, heisst sich gewissen Normen unterzuordnen, die diese Gemeinschaft als «normal» ansieht. Zeigt man ein Verhalten, das ausserhalb dieser Normen liegt oder hat Gedanken und Gefühle, die als «nicht normal» definiert sind, kann Angst aufkommen, nicht mehr geachtet und geschätzt zu werden. Wir möchten gute Beziehungen zu unseren Mitmenschen pflegen. Niemand möchte als seltsamer Einzelgänger gelten und deshalb gemieden werden.

«Ganz normal anders» - Beobachter Ratgeber

In jedem Leben schlummert das Risiko, von einer psychischen Krankheit betroffen zu werden. Welche psychischen Krankheiten gibt es, was sind Auslöser, wie erkennt man die Symptome? Thomas Ihde, Chefarzt der psychiatrischen Dienste der «spitäler fmi ag» im Berner Oberland und Stiftungsratspräsident Pro Mente Sana, beschreibt umfassend Krankheitsbilder, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote in der Schweiz.

Was tun, wenn uns diese Angst nicht loslässt?

Jeder zweite Mensch erlebt einmal in seinem Leben eine psychische Krise. Sie gehören damit wohl zum normalen Menschsein.

Jeder zweite Mensch erlebt einmal in seinem Leben eine psychische Krise. Berücksichtigt man diese hohe Zahl von Betroffenen, gehören psychische Krisen oder Erkrankungen eher zum normalen Menschsein und haben nichts mit «Verrücktheit» oder «ausserhalb der Norm sein» zu tun. Wichtig ist, darüber mit jemanden seines Vertrauens zu reden. Tipps für ein Gespräch, wenn es Ihnen nicht gut geht, finden Sie hier.

Holen Sie sich professionelle Hilfe, wenn folgende Symptome nicht nur vorübergehend sind und die eigene Lebensqualität negativ beeinflussen:

  • Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, ständiges und belastendes Gedankenkreisen, Schlafstörungen können auf eine Depression hindeuten
  • Angst- oder Panikzustände
  • Stimmenhören, akustische oder optische Halluzinationen oder wirre Gedankengänge können Symptome einer Psychose sein