20.02.2025

Treffpunkt Nordliecht: Ein Raum für Menschlichkeit, Vielfalt und Gemeinschaft

Martina, Co-Leiterin vom Treffpunkt Nordliecht, berichtet von besonderen Momenten, Herausforderungen und dem neuen Standort.

Wie lange bist du schon dabei?

Seit Mitte April 2020, nur wenige Wochen nach Beginn des Lockdowns und mitten in der Corona-Zeit, fing ich im Treffpunkt Nordliecht an. Ich war gerade aus Australien in die Schweiz zurückgezogen und auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, als ich auf das Angebot vom Nordliecht stiess. Während des Lockdowns wurde dort dringend zusätzliches Personal benötigt, da der Betrieb sieben Tage die Woche und täglich zwölf Stunden geöffnet war. Anfangs war die Stelle auf drei Monate befristet, da unklar war, wie sich die Situation weiterentwickeln würde. Mittlerweile bin ich schon seit fast fünf Jahren Teil des Teams.

Was motiviert dich, im Nordliecht mitzuwirken?

Martina, Co-Leiterin vom Treffpunkt Nordliecht (Bild: Ursula Meisser)
Martina, Co-Leiterin vom Treffpunkt Nordliecht (Bild: Ursula Meisser)

Zum einen motiviert mich die Nähe zu den Menschen. Mit Menschen zusammenzuarbeiten und Zeit mit ihnen zu verbringen, empfinde ich als etwas sehr Schönes und Wertvolles. Gleichzeitig bekomme ich auch viel zurück. Besucher*innen erzählen mir Kapitel aus ihrer Lebensgeschichte, was mich sehr berührt. Und ich lerne durch sie sehr viel über mich selbst.

Was ich besonders am Nordliecht schätze, ist der Raum, den es bietet, um einfach «zu sein». Es gibt keine Erwartungen, nichts, das man leisten, können oder konsumieren muss. Man darf einfach da sein ohne Druck und ohne Verpflichtungen. Solche Orte, in denen Menschen sozial eingebunden sind und trotzdem nichts müssen, sollte es viel mehr geben.

Hier kann man auch mal kommen, wenn man einen schlechten Tag oder keine gute Laune hat, und man findet trotzdem Verständnis. Es gibt keinen Druck, eine fröhliche Fassade aufzusetzen oder etwas vorzuspielen. Man kann einfach am Tisch sitzen, einen Kaffee trinken und schweigen - das ist völlig in Ordnung.

Der neue Standort bietet noch mehr Platz für Austausch und Gemeinschaft. (Bild: Ursula Meisser)
Der neue Standort bietet noch mehr Platz für Austausch und Gemeinschaft. (Bild: Ursula Meisser)

Erzähle von einem besonderen Erlebnis im Nordliecht.

Das Spannende an diesem Job ist, dass jeder Tag anders ist. Wir haben viele Stammgäste, die regelmässig kommen und so lernt man die Menschen mit der Zeit gut kennen. Es ist die Vielfalt und das Gesamte, was den Ort so besonders macht. Es sind selten immer die gleichen Personen gleichzeitig da und je nachdem, wer dazukommt oder geht, entstehen neue Stimmungen und Themen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die verschiedenen Energien fast sichtbar werden, und spürbar sowieso. Die Atmosphäre kann sich je nach Anwesenden schnell verändern.

Gab es schon mal Konflikte?

Ja, das kommt vor. Wir sind alles unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Charakteren. In 99% der Fälle läuft alles harmonisch. Ich habe das Gefühl, dass unsere Besucher*innen sich selbst oft besser spüren als der "Durchschnittsmensch" in der Gesellschaft draussen. Viele spüren frühzeitig, wenn ihr Stresspegel steigt, sie gereizt oder getriggert sind und sie reagieren oder ziehen sich dann zurück, bevor ein Konflikt entsteht. Das ist eine schöne Qualität im Treffpunkt. Sympathien und Antipathien gibt es natürlich auch im Nordliecht, aber der Raum ist gross genug, um sich bei Bedarf zurückzuziehen oder jemand anderem zuzuwenden - jetzt nach dem Umzug sowieso.

Was freut dich am neuen Standort am meisten?

Einblick in den Treffpunkt Nordliecht (Bild: Ursula Meisser)
Einblick in den Treffpunkt Nordliecht (Bild: Ursula Meisser)

Ich freue mich am meisten, dass fast alle unserer Besucher*innen mit uns umgezogen sind und nun auch zum neuen Standort kommen. Allgemein bin ich erleichtert, dass wir endlich ein neues «Dihei» haben. Die Suche nach einem passenden Ort brauchte viel Geduld. Und weil sich der Innenausbau verzögert hat, lief das Nordliecht von Juni bis November 2024 sechs Monate lang in einem provisorischen Übergangsbetrieb. Das war kräftezehrend und zeitaufwendig, besonders wegen der Ungewissheit, wann es wie weitergeht. Umso schöner ist es, nun einen wunderschönen, komplett neuen Raum zu haben, den wir von der Aufteilung über die Küche bis zur Einrichtung mitgestalten konnten. Einige Elemente aus dem alten Nordliecht haben wir mitgenommen, um dem neuen Raum ein vertrautes Gefühl zu geben. Es war zwar eine Menge Arbeit und wir sind wirklich erst auf den aller letzten Drücker fertig geworden, aber das ganze Umzugsprojekt hat auch sehr viel Spass gemacht. Jetzt freue ich mich einfach, dass wir am neuen Ort ankommen dürfen und ich bin froh, dass dieses anstrengende Jahr hinter uns liegt.

Haben Besucher*innen Wünsche geäussert?

Ja, wir haben eine «Wunsch- und Kummer-Box», in die die Besucher*innen ihre Ideen und Anliegen anonym oder mit Namen einwerfen können. Es wurden viele Wünsche geäussert, wie zum Beispiel ein Töggelikasten, ein Billardtisch oder die Idee, die bunt bemalte Eingangstür aus dem alten Nordliecht mitzunehmen. Die Tür wurde von einem Besucher kunstvoll bemalt. Zwar können wir sie nicht als Eingangstür verwenden, aber wir planen, daraus ein Möbelstück zu machen. Alle Wünsche konnten wir natürlich nicht erfüllen, aber die Besucher*innen sind auch weiterhin eingeladen, ihre Ideen einzubringen. Jetzt, wo wir schon einige Wochen im neuen Nordliecht drin sind, ist das einfacher. Mehrmals im Jahr gibt es eine Haussitzung, bei der wir laufend Themen rund um unser Treffpunkt-Leben besprechen und den Raum so gemeinsam gestalten können.

Das Küchenteam des Treffpunkts Nordliecht
Das Küchenteam des Treffpunkts Nordliecht (Bild: Ursula Meisser)

Was ist dein Lieblingsgericht im Nordliecht?

Wenn Reto ein feines Thai Curry kocht oder Thomas seinen unschlagbaren Hackbraten zaubert, freue ich mich besonders, wenn ich Schicht habe. Aber ich glaube, die Vielfalt ist mein Lieblingsmenü.

Ein konkretes Lieblingsgericht kann ich gar nicht benennen, im Nordliecht durfte ich bereits so viele neue Gerichte probieren. Obwohl: Wenn Reto ein feines Thai Curry kocht oder Thomas seinen unschlagbaren Hackbraten zaubert, freue ich mich besonders, wenn ich dann Schicht habe. Unser ganzes Kochteam, dazu gehört auch Evelin mit ihren feinen Dessertkreationen, ist wahnsinnig kreativ und das Essen ist einfach köstlich. Ich bin immer wieder beeindruckt von ihren Kombinationen und den vielfältigen Geschmäckern, ob asiatisch, orientalisch, italienisch oder typisch schweizerisch. Ich glaube, die Vielfalt ist mein Lieblingsmenü.

Lernen Sie das Nordliecht besser kennen! Alle Informationen zum Nordliecht finden Sie unter www.nordliecht.ch.